Normale Geburt nach Kaiserschnitt: Merkpunkte
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Die Mutter muss motiviert sein und muss vom Arzt über die hier genannten Risikoziffern informiert werden.
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Es darf kein Geburtsrisiko vorliegen (grosses Kind, schlechte Herztöne etc.). Ungünstig ist auch der Zustand nach mehreren Kaiserschnitten.
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Der Versuch der normalen Geburt gelingt in ca. 60%; in den übrigen 40% ist allerdings der dann notwendige notfallmässige Kaiserschnitt für die Mutter mit mehr Komplikationen behaftet, als wenn man ihn geplant hätte.
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Wesentliche Komplikation: Uterusruptur (Platzen der Gebärmutternarbe während der Geburt) in ca. 1% der Geburten, davon gibt es in 20% (insgesamt also 0,2% = 1:500) schwere Schäden für Mutter oder Kind.
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Das Risiko für das Kind, einen bleibenden Hirnschaden wegen Sauerstoffmangel davonzutragen, ist also 0,2% (1:500), bei allen Geburten zusammen ist es zehnmal kleiner (1:5000).
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Das Spital sollte in der Lage sein, bei Warnzeichen für eine Uterusruptur innerhalb 20 Minuten einen Notfall-Kaiserschnitt organisieren zu können. Dies ist in allen Kliniken, in denen ich arbeite, der Fall, hingegen ist die Entbindung daheim oder in Geburtshäusern nicht zu rechtfertigen.
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Es ist sicher falsch, von Amtes wegen vorschreiben zu wollen, was die «richtige» Kaiserschnittrate ist. Bestrebungen der amerikanischen Gesundheitsbehörde, die Kaiserschnittrate von 25% auf 15% zu senken, war ein zweifelhafter Erfolg beschieden: zwischen 1988 und 1995 ging die Häufigkeit zwar von 25% auf 21% zurück, doch gleichzeitig stieg die Anzahl gefährlicher Uterusrupturen (Platzen der Gebärmutternarbe während der Geburt) auf das Dreifache an, und Komplikationen der Neugeborenen wegen schwierigen Saugglocken-Entbindungen nahmen ebenfalls deutlich zu (New England Journal of Medicine 1999;340:54-7). Insgesamt ist die Situation also ähnlich wie beim Wahlkaiserschnitt: der Arzt informiert, und die informierte Schwangere hat das letzte Wort.
(Nach einem Beitrag von Prof. Henning Schneider, Bern, in "Speculum" 2/2000)