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Einmal Kaiserschnitt - immer Kaiserschnitt?

Die Kaiserschnitt-Häufigkeit liegt in den Industrieländern heute zwischen 20% und 60% (Schweiz 32%). Als Folge davon haben über 10% aller Schwangeren bereits einen Kaiserschnitt in ihrer Vorgeschichte. Früher galt die oben zitierte Regel einmal Kaiserschnitt, immer Kaiserschnitt; heute kann eine motivierte Schwangere unter bestimmten Voraussetzungen den Versuch wagen, bei der nächsten Schwangerschaft «normal» zu gebären.

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Normale Geburt nach Kaiserschnitt: Merkpunkte

  • Die Mutter muss motiviert sein und muss vom Arzt über die hier genannten Risikoziffern informiert werden.

  • Es darf kein Geburtsrisiko vorliegen (grosses Kind, schlechte Herztöne etc.). Ungünstig ist auch der Zustand nach mehreren Kaiserschnitten.

  • Der Versuch der normalen Geburt gelingt in ca. 60%; in den übrigen 40% ist allerdings der dann notwendige notfallmässige Kaiserschnitt für die Mutter mit mehr Komplikationen behaftet, als wenn man ihn geplant hätte.

  • Wesentliche Komplikation: Uterusruptur (Platzen der Gebärmutternarbe während der Geburt) in ca. 1% der Geburten, davon gibt es in 20% (insgesamt also 0,2% = 1:500) schwere Schäden für Mutter oder Kind.

  • Das Risiko für das Kind, einen bleibenden Hirnschaden wegen Sauerstoffmangel davonzutragen, ist also 0,2% (1:500), bei allen Geburten zusammen ist es zehnmal kleiner (1:5000).

  • Das Spital sollte in der Lage sein, bei Warnzeichen für eine Uterusruptur innerhalb 20 Minuten einen Notfall-Kaiserschnitt organisieren zu können. Dies ist in allen Kliniken, in denen ich arbeite, der Fall, hingegen ist die Entbindung daheim oder in Geburtshäusern nicht zu rechtfertigen.

 

Es ist sicher falsch, von Amtes wegen vorschreiben zu wollen, was die «richtige» Kaiserschnittrate ist. Bestrebungen der amerikanischen Gesundheitsbehörde, die Kaiserschnittrate von 25% auf 15% zu senken, war ein zweifelhafter Erfolg beschieden: zwischen 1988 und 1995 ging die Häufigkeit zwar von 25% auf 21% zurück, doch gleichzeitig stieg die Anzahl gefährlicher Uterusrupturen (Platzen der Gebärmutternarbe während der Geburt) auf das Dreifache an, und Komplikationen der Neugeborenen wegen schwierigen Saugglocken-Entbindungen nahmen ebenfalls deutlich zu (New England Journal of Medicine 1999;340:54-7). Insgesamt ist die Situation also ähnlich wie beim Wahlkaiserschnitt: der Arzt informiert, und die informierte Schwangere hat das letzte Wort.

 

(Nach einem Beitrag von Prof. Henning Schneider, Bern, in "Speculum" 2/2000)